Hybrid: Das Leben zwischen den Stühlen

 

Hi. Ich bin Aaron, zwanzig Jahre alt und im Prinzip weiß ich nicht so genau als was ich mich vorstellen soll. Meine Freunde bestehen aus Menschen, Vampiren und Werwölfen. Und ich? Hm. Keine Ahnung. Ich bin noch dabei das rauszufinden. Laut meinen Unterlagen wurde ich als Mensch geboren. Da stimme ich noch voll und ganz zu. Aber mit sechzehn haben mich ein Vampir und ein Werwolf angefallen. Mja. Jetzt bezeichnet man mich als Hybrid. Ich bin kein Mensch, kein Vampir, kein Werwolf. Kurz gesagt: Ich bin eine Laune der Natur.

 

Mein bester Freund Taylor ist ein Vampir. Ja, ein Blutsauger. Bevorzugt aber Kaninchen- und Rotwildblut. Menschenblut nimmt er nur im absoluten Notfall. Wenn man ihn so ansieht, könnte er locker als Siebzehnjähriger durchgehen. Bevor jetzt irgendjemand mit den allgemeinen Vampirklischees daherkommt – Taylor ist tatsächlich zwanzig, liebt ausgiebige Sonnenbäder und ist das absolute Gegenteil von einem Gruftvampir. Er ist der totale Frauenschwarm an der Uni. Und alle wissen, dass er nicht zu haben ist. Lewis straft jeden – sogar mich – mit bösen Blicken, wenn jemand es wagt seinen Taylor auch nur anzugucken. Ehrlich. Ich kann den Typen nicht ausstehen. Was Taylor an ihm hat? Keine Ahnung. Dass ich es jemals verstehen werde? No Way! Jedenfalls Lewis ist auch Blutsauger. Er ist ein Gruftvampir oder ein Gothic, wie man sagen würde. Und ich? Ich bin … normal? Naja, bis auf meine Genetik stimmt das ja.

 

Jedenfalls sitzen Taylor und ich gerade in unserer Freistunde gemütlich im Gras und mein bester Freund jammert mich mit seinen Beziehungsproblemen voll. Als wenn es etwas ändern würde, dass Lewis einen Schuss hat! Zum Glück hatte der Arsch noch Unterricht. „Was hält dich bloß beim ihm?“, sprach ich meinen Gedanken laut aus und betreute es sofort. Taylors wütender Blick ausweichend, fixierte ich einen Punkt in der Ferne. Plötzlich tauchte in meinem fiktiven Punkt eine Person auf. Ich schob meine schwarzen Fransen aus dem Gesicht – verdammt, die musste ich mal kürzen! – und versuchte den Fremden zu erkennen. Während Taylor weiter neben mir wetterte, fokussierte ich die Person. Ich hatte in den letzten vier Jahren einigermaßen gelernt meine Vampir- und Werwolfsgenen umzugehen. Die Pupillen meiner Augen sind dunkelrot geworden. Getränkt mit dem Virus der Vampire. Damit konnte ich mehrere hundert Meter weit sehen. Mein ausgeprägtes Hörvermögen und mein Geruchssinn hatte ich den Werwölfen zu verdanken. Das Einzige doofe ist: Ich kann mich weder in eine Wolf verwandeln noch habe ich die stabilen Knoche der Spezies. Von den Selbstheilungskräften habe ich wenigstens einen Teil geerbt. Einfach kacke!

 

Trotzdem erkannte ich auf die Entfernung den Alpha des jungen ortsansässigen Werwolfrudels. „Was will Darwin hier?“, unterbrach ich Taylors Wutpredigt. Sofort stoppte mein bester Freund und folgte meinem Blick. „Keine Ahnung. Solange er nicht zu uns kommt.“ Klar. Ich wusste, warum Taylor so reagierte.

 

Wie schon erwähnt wurde ich mit sechzehn gebissen. Und jetzt ratet mal welche zwei Vollidioten, sagen wir mal, beteiligt waren.

 

Taylor und ich waren auf eine Fete eingeladen. Auf Darwins Fete. Sein Rudel hatte ihm zum achtzehnten eine Party organisiert. Jener Tag, an dem ein junger Wolf seinen Gefährten finden oder erkennen soll. Ein paar schicken Tänzerinnen, viel Alkohol und eine Menge Leute. Die meisten kannte ich nicht.

 

Nach zwei Stunden hockten Taylor und ich sabbernd an einem der kleine Tisch. Darwin stand ein paar Meter vor uns. Oben ohne! Habt ihr schon mal den durchtrainierten Körper eines jungen Werwolfs gesehen? Sein sexy Sixpack. Yummie! „Wir sollen noch was trinken.“, murmelte Taylor. Er stand auf und ging rüber zur Bar. Ich gaffte weiter auf Darwins Rücken. Was würde ich tun, um ihn kurz berühren zu dürfen? Seufzend löste ich meinen Blick. Ich könnte da jahrelang hinsehen. Wie er langsam seinen Kopf drehte, lächelte und sich in Bewegung setzte… Was?! Ich riss meine verträumten Augen auf. Darwin kam in meine Richtung! Zu mir!

 

Wie in Zeitlupe kommt unverhofft Taylor ins Bild. Seinen Blick hat er auf den Fußboden, damit er nicht – betrunken wie er ist – über seine Füße stolpert. Bei Alkoholeinfluss täuschten sogar einen Jungvampir seine Sinne. Statt über seine Füße stolpert er über Darwin und rennt ihm volle Kanne rein. Der Inhalt der beiden Cocktail-Gläser ergießt sich auf Darwins Oberkörper bis runter zur Hose. Wenn ich nicht so entsetzt gewesen wäre, hätte ich das echt hinreißend gefunden. Aber in diesem Moment hätte ich Taylor einfach nur umbringen können! Geschockt starrte Taylor das Geburtstagskind an. „T… tut mir leid!“ Aufgedreht versuchte meine bester Freund die Situation zu retten. Doch Darwin nahm lässig eine Serviette von unserem Tisch und legte den Wasserfall trocken. Vor meinen Augen. Verdammt! Ich sabberte schon wieder! „Kein Ding.“, lächelte Darwin und zog Taylor zu sich, „Danke für die Dusche.“ Schon wieder konnte ich ihm an den Hals springen! Dann stellte sich Darwin an unseren Tisch! Unseren Tisch! Er hatte Taylor noch im Arm als er mich anlächelte. Ich hätte zerfließen können. An der Taille zog er mich zu sich. Mein bester Freund und ich in den Armen des heißersten Typen weit und breit. „Vielleicht sollten wir die Party wo anders fortführen?“ Verführerisch blickte der Werwolf uns an. Taylor hatte mir erzählt, dass Darwin über der Bar eine kleine Wohnung hatte. Ich biss mir auf die Unterlippe. Darwin war so… unbeschreiblich. Auch Taylor konnte kaum wiederstehen. Der Alkohol tat sein Übriges. Darwin führte uns nach oben. Direkt in das Schlafzimmer. Oh mein Gott! Was tat ich hier eigentlich? Ich wusste ja, dass Taylor schon mal hatte… Aber ich nicht! Ich begann leicht zu zittern. Neben mir bewegte sich die Matratze. Der Gastgeber hielt mir ein Glas hin. „Taylor hat vorhin ja alles verschüttet.“ Lächelnd nehme ich das Glas. Dabei berühren wir uns kurz. Darwin grinst zurück und schnappt sich Taylor. „Setz dich, mein besoffener Vampir.“ Taylor kam der Bitte nach. Seine Bewegungen waren fahrig. Er musste noch betrunkener sein als ich. Wirklich Taylor war einfach eine Katastrophen-Vampir. Ich zerbrach mir über meinen besten Freund den Kopf, da lag ich schon unter Darwin. Lange blickte er mir nur in die Augen. Meine langweiligen braunen Augen. Bis sich Taylor neben mich legte. Er streichelte meine Wange und strahlte mich an. Darwin nutzte die Ablenkung und küsste mich am Hals entlang. Neben mir leuchteten hellrote Augen. Taylors Augen. Es erregte ihn zuzusehen. Von Darwin kam ein Kurren. Ihm geht es genauso wie uns beiden. Vorsichtig wurde ich auf den Schoß des Werwolfs geschoben. Einen Moment später hockte Taylor hinter mir. Über meine Schulter küssten sich die beiden. Erst vorsichtig, dann wurden sie mutiger und der Zungentanz begann. Ich ließ mich auch nicht lange bitten. Darwins Hals war so schön ungeschützt. Mit der Zunge fuhr ich langsam nach unten um mich wieder nach oben zu küssen. Wieder knurrte der Werwolf leise. Der Kuss der beiden wurde unterbrochen. Stattdessen hingen beide an meinem Hals. Doch satt Küsse spürte ich plötzlich zwei Paar Zähne in meine Haut eindringen. Ein heißer Schrei löste sich aus meiner Kehle. Dann wurde es Schwarz vor meinen Augen.

 

Ich schlug meine Augen auf. Grelles Licht blendete mich. Irritiert versuchte ich mich aufzusetzen. Steriles weiß. Überall. Definitiv nicht mein Zimmer. Wo zum Teufel war ich hier? Ruhig atmete ich aus. Komm schon, Aaron, erinnere dich! Ich war mit Taylor auf dieser Fete. Wir hatten was getrunken. Mein Kopf schmerzte bei diesem Gedanken. OK. Wir mussten viel getrunken haben. Black Outs! Wie ich das hasste! Ich konnte den Abend kaum rekonstruieren. Während ich mir den Kopf zerbrach, ging plötzlich die Tür auf. Taylors Vater Trevor und ein Mann, der Darwin ähnelte. Ich schloss daraus, dass er dessen Dad war – sofern mein Gehirn Schlussfolgerungen zu lies. „Hallo Aaron. Wie fühlst du dich?“, fragte Trevor und betrachtete das Klemmbrett an meinem Bett. „Ich fühl mich als hätte ich einen Vollabsturz hingelegt.“ „Oh. Das hast du definitiv, mein Junge.“ Trevor warf seinem Begleiter einen ernsten Blick zu. „Unsere Söhne waren auch nicht besser.“ Mit der Hand zeigte er auf die Tür. Dort standen Taylor und Darwin. Beide blickten düster drein. Taylor musste mächtigen Ärger bekommen haben. Anders konnte ich den Gesichtsausdruck nicht erklären. Trotzdem hatte mir noch keiner erzählt, warum ich hier war. Es musste was schiefgelaufen sein. Blitzschnell hockte mein bester Freund neben mir. An dieses Vampirgeflitze, wie ich es nannte, würde ich mich wohl nie gewöhnen. „Tut mir leid. Wirklich.“, jammerte er und legte seine Hand auf meine. Fragend sah ich ihn an. „Er hat dich gebissen.“, sagte Darwin frei raus. Sofort zeigte Taylor auf den Werwolf. „Er auch! Er hat dich auch gebissen!“ Verwirrt nickte ich. Gebissen. Aha. Gebissen? Moment. Was? Jetzt verstand ich nichts mehr. Den Mythos, dass Vampir- und Werwolfsgift sich gegenseitig zerstörte und mit ihm ihren Wirth, hatte mir Taylor bestätigt. Demnach müsste ich tot sein. Was war das denn für ein Gedanke?! Ich schreckte aus meinen Gedanken. Freche Finger strichen über meinen Hals. Vor Schreck machte ich einen Satz zu Taylor. „An meinem Geburtstag warst du noch anders drauf.“ Ich antwortete dem Werwolf nicht. Stattdessen schaute ich den Vampir neben mir an. „Was ist passiert?“ Peinlich berührt drehte mein bester Freund den Kopf weg. „Taylor…?“ Plötzlich durchfuhr ein heftiger Schmerz meinen Kopf. Wie als hätte er es gespürt, legte Taylor seine Arme um mich und zog mich an ihn. „Schließ deine Augen.“, wisperte er sanft und strich beruhigend über meine Rücken. Ich gehorchte und hörte ein leises Klicken. „Öffne sie.“, sagte er und ließ mich los. Vorsichtig hob ich meine Lieder. Der Schmerz war verschwunden. Ich bildete mir ein, dass es dunkler geworden war. Der Vampir lächelte mich an. „Besser?“ Erschrocken nickte ich. Taylors Augen leuchtete in intensiven Rot. Darwin, der auf er anderen Seite des Bettes hockte, hatte einen Gelbstich in den Augen. Die „Nachtoptik“ der beiden Spezies. Aber wieso konnte ich auch was sehen? Ich schaute zur Decke. Tatsächlich. Die Neonröhre war erloschen. „Ich glaube, du willst ein paar Antworten.“ Ich nickte. Darwin holte Luft, wurde aber sofort von seinem Dad unterbrochen. „Wider aller Erwartung, hast du den Biss eines Werwolfs und eines Vampirs überlebt.“, erklärte er sachlich, „Darwin und Taylor wussten, dass es verboten ist. Es bestand die Gefahr, dass du stirbst.“ Die beiden Angesprochenen zogen sofort die Köpfe ein. „Das war sicherlich keine Absicht.“, verteidigte ich die beiden. Hoffentlich. Über diese Information war ich wirklich erschüttert. Wie leichtsinnig die beiden mit meinem sterblichen Leben umgingen! „Ich… Wir haben uns gehen lassen.“, murmelte Taylor entschuldigend und zog mich wieder in seine Arme, „Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn du es nicht überlebt hättest!“ „Das wollte er jetzt bestimmt hören! Echt aufmunternd, Taylor.“, knurrte Darwin. Sofort löste sich der Vampir von mir. „Ich entschuldige mich wenigstens!“ „Das hilft ihm ja mega weiter, du Idiot!“ „Wer ist hier der Idiot?!“ „STOPP!“, schrie ich dazwischen, „Sagt mir mal einer was los ist? Ich lebe noch. Biologisch ist da nicht möglich.“ Taylor und Darwin starrten mich an. „Nicht falsch verstehen. Ich hänge an meinem Leben.“, verteidigte ich mich sofort. „Nun.“, begann Trevor. Auchs eine Augen leuchteten rot. „Wir haben dich in den letzten Monaten von verschiedenen Ärzten untersuchen lassen. Vampire, Werwölfe, Menschen…“ „Moment.“, unterbrach ich das Oberhaupt des örtlichen Vampirclans, „Monate?“ Taylor nickte stumm. „Etwas mehr als ein halbes Jahr warst du im Koma.“ „Was?“ „Deine Eltern wissen, dass du bei uns bist.“, versuche Taylor mich zu beruhigen. Ich starrte ihn nur an. Langsam war das Ganze nicht mehr lustig! „Was meinst du damit?“ „Das ist ein Hospital für ‚magische‘ Wesen.“, erklärte Darwin und machte bei ‚magische‘ Gänsefüßchen in die Luft. Ich nickte nur ungläubig. „Und gleich kommt ein Drache durch die Tür.“, scherzte ich. „Es gibt seit dem Mittelalter keine Drachen mehr.“, sagte Taylor ernst. Ich nickte nur. Meine Ironie kam nie bei meinem besten Freund an. „Meine Eltern.“, drängelte ich. „Du wirst eine Weile bei uns bleiben.“, erklärte Taylors Vater, „Du musst erst deinen neuen Körper kennen lernen und mit den Fähigkeiten zurechtkommen.“ Wieder konnte ich nur nicken. Was sollte ich auch sonst machen? Wiedersprache war bei Trevor zwecklos. „Was ist mit meinem Körper?“ „Da sind sich die Ärzte noch nicht einig.“ „Was? Taylor. Ich träume doch?“ Mein bester Freund schüttelte den Kopf. Ich starrte Darwin an. Doch der wich meinem Blick aus. Eine Zeit herrschte Schweigen. Diesen miesen Scherz würde ich so schnell nicht vergessen. Das stand schon fest! Darwin betrachtete mich schweigend. Ich starrte stumm zurück. Dann holte er sein Handy aus der Hosentasche. Das Display blendete mich kurz bevor ich etwas erkennen konnte. Was war bloß mit meinen Augen los?

 

Das Datum auf dem Display deckte sich mit der Erzählung. Schockiert machte ich das blendende Licht aus. Ich atmete ein paar Mal ein und aus. „Wann kann ich wieder nach Hause?“ „Du wirst ab jetzt bei uns leben.“ Trevors Stimme erstickte jede Wiederrede im Keim. „Darf ich meine Eltern wenigstens sagen, dass ich noch lebe?“ Trevor nickte. „Du kannst sie sogar sehe. Aber niemals alleine.“ Ich schnaubte nur. „Du könntest sie ausversehen verletzten, Aaron.“, murmelte Taylor, „Da willst du doch nicht, oder?“ Beschämt schüttelte ich den Kopf. Passenderweise flog in diesem Moment die Zimmertür auf. „Ich hab’s!“ Ein ausgeflippt gekleideter Kerl stand in der Tür. Das Licht vom Gang ließ es wie einen Sonnenaufgang aussehen. Der lange rote Mantel war ja mal total bescheuert. Doch beim genaueren Hinsehen konnte ich Taylors ein Jahr jüngeren Bruder Tristan erkennen. „Tris. Schrei hier nicht so rum! Du bist echt total peinlich!“, rutschte es Taylor raus. „Aber du.“, erwiderte er unbeeindruckt, „Wer hat denn seien Stellung verloren, weil er sich nicht im Griff hat?“ „Schnauze!“, fauchte sein Bruder wütend. Der jüngere lächelte überlegen. Dann fiel sein Blick auf mich. „Oh. Du bist wach?“ Ich nickte nur. Tristan und ich konnte man nicht gerade als Freunde bezeichnen. Nicht, dass wir uns hassen. Wir möchten uns einfach nicht. Sofort stand Tris neben mir. Hatte ich erwähnt, dass ich diese Fähigkeit hasste? Er hielt mir seine Faust unter die Nase. Grundlos musste ich nießen. Ich hatte nichts gerochen. Was für ein Problem hatte meine Nase? „Die Ärzte wollten es nicht ausprobieren.“, lächelte Tris, „Du hättest auch ausrasten können.“ Neben mir wich Darwin so unauffällig wie möglich zu seinem Vater an die Wand. „Was ist das in deiner Hand?“ „Getrocknete Ingwer-Wurzel mit Zusätzen. Werwölfe schätzen es nicht sehr.“ „Trollpisse nennst du Zusätze?“, fauchte Darwin angewidert. Langsam nervte es. „Und was willst du damit? Meine Nase töten?“ Tris lachte. „Nein. Sicher nicht. Die Experten meinten, wenn du darauf reagierst, dann ist es eindeutig.“, kicherte er, „Schau dir Darwin an. Er würde sich am liebsten die Nase abbeißen.“ Ich betrachtete Tris ernst. „Und was sagt dir das jetzt?“ Tris grinste mich an. „Du bist kein Mensch mehr.“ „Soweit bin ich auch schon!“, fauchte ich den jungen Vampir an. „Du bist auch kein Vampir, kein Werwolf.“ Genervt schaute ich ihn an. Wie lange wollte er mich noch auf die Folter spannen? „Die Experten denken, du bist ein Hybrid aus Mensch, Vampir und Werwolf. Die Wahrscheinlichkeit standen 1:1 Million, dass du es schaffst. Aber hier bist du!“, fasste er schließlich zusammen. Hinter Tris atmete sein Bruder erleichtert auf. Meine Ratlosigkeit stieg. Was wollte man hier erzählen? „Möchtest du an die frische Luft?“, schlug Tristan vor. Auffordernd hielt er mir die Hand hin. Ich wollte nicken, doch Taylor schüttelte hinter ihm den Kopf. „Ich sollte auf die Ärzte warten.“, sagte ich diplomatisch und ließ die Hand sinken. „OK. Ich hole sie.“ Schon war er weg. „Sorry.“, murmelte Taylor, „Aber Tageslicht ist schlimmer als Neonlicht.“ Seufzend musste ich ihm zustimmen. „Ich kann aber irgendwann wieder rausgehen oder?“ Der Vampir nickte.

 

In den nächsten Monaten und Jahren lernte ich meine Fähigkeiten zu kontrollieren und sie gezielt einzusetzen. Durch Zufall fand ich heraus, welche Strafen meine bisswütigen Freunde erhalten hatten. Trevor hatte seinem Ältesten die Nachfolge in der Clanherrschaft verweigert. Tristan würde das nächste Clanoberhaupt werden. Taylor durfte zumindest in der Familie bleiben. Im Gegensatz zu Darwin. Sein Vater hatte ihn aus dem Rudel verstoßen. Er nahm es gelassen. Kurzer Hand hatte er ein eigenes Rudel gegründet. Die letzten Wochen vor den Abiturprüfungen lieferte sich Darwins Rudel mit dem seines Vaters bittere Revierkämpfe. Nach mehreren Niederlagen zogen sich die jungen Wölfe an die Stadtgrenzen zurück. Letzten Sommer hat Taylor dann Lewis kennen und lieben gelernt.